Seite:Bertha von Woellstein.djvu/57

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

aus Liebe zu ihm gestorben sey, und weine mir auch noch eine Thräne nach. Gelt – Mechthilde! ich bin doch die schlechte Dirne nicht, zu der mich der Pfaff und mein Vater, und der elende Hirnheim machen wollen? Bin ich mir doch nichts böses bewußt; und das kann wohl schwerlich ein Verbrechen seyn, daß ich Kunzen so lieb habe. Denn ich liebe ihn so rein und fromm, wie sich unschuldige Kinder lieben.

Bete für mich, Mechthilde! daß sich Gott meiner erbarmen wolle!


6.

Ich bin noch hier, Mechthilde! aber morgen mit dem Aufgang der Sonne zieh’ ich fort. Es steht auch der Wagen schon im Hofe, und eben laden die Knechte den Kasten auf, in dem sie meine Haabe verwahrt haben. Nun wäre also mein Schiksal entschieden; keine Hofnung lächelt mir mehr, und Kunzens Braut wird morgen eine Nonne seyn.

Man hat mich zum Kloster gezwungen, und mein Herz mit Gewalt von einem Manne

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)