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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

losgerissen, durch den ich allein hätte glüklich werden können. Gott woll’ es ihnen vergeben! Dem ehrlosen Hirnheim schreib’ ich mein Unglük am meisten zu. Denn hätt’ er mich bei meinem Vater nicht angeschwärzt, so hätt’ ich wohl noch einige Zeit hier verweilen dürfen, und die Zeit hätte noch viel ändern können. Auch wäre mein Vater nicht sogar über mich ergrimmt, und im Frieden hätt ich leichter mit ihm handeln können als im Zerwürfniß, da ich gar sein Angesicht nicht mehr sehen darf. Ich will alles leiden und dulden, so hart mir’s fällt, und sprechen: sein Wille geschehe! Freilich bäumt und empört sich mein Herz noch immer, wenn ich meinen Verlust bedenke. Ach er ist gar zu groß! den schönsten, den edelsten Ritter zu eigen haben, und ihn verliehren, und eine Nonne werden – wem fiel das nicht hart, nicht unerträglich hart? –

Recht fromm will ich seyn im Kloster, viel singen und beten, und mir gleich meinen Sterbekittel zubereiten; und immer an Kunzen denken. Da will ich mir ihn vorstellen,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)