für einen betrübten statum Ecclesiae Evangelicae geben, wenn das Land und die geistlichen Ämter in demselben mit schlechten untüchtigen Leuten überhäufet werden?
2) Wenigstens lehrts die Erfahrung, und ich könnte viel Exempel allegiren, daß, wo so gar schlechte Pfarr- und Diaconatsdienste im hiesigen Lande sind, die Gemeinden auch mehrentheils mit schlechten und elenden Seelenhirten versorgt werden, nämlich mit solchen Subjectis, die man sonst nirgend zu brauchen weiß, und die froh sind, wenn sie nur etwelche Versorgung im Brod haben. Aber wie kläglich siehets hernach in solchen Gemeinden aus! Einem Inspectori der Kirchen möchte oft das Herz bluten, wenn er dergleichen unter seiner Aufsicht hat, und wenn er nachrechnen kann, daß dergleichen Gemeinden 40. 50. 60. ja bey 100. Jahren her mit lauter schlechten und untüchtigen Seelenhirten und zwar darum versehen gewesen, weil man zu so gar geringen Diensten keine tüchtigeren Subjecta hat haben können. Es ist also leicht der Schluß zu machen, daß, je mehr die geistlichen Dienste im Lande geschwächet und beschnitten werden; desto mehr untüchtige Lehrer kommen auf. Dieß muß aber nothwendig einen sehr betrübten und gefährlichen Einfluß in die Viscera religionis und in das ganze Evangelische Kirchenwesen in einem Lande haben.
3) Mancher Geistliche auf dem Lande, der es noch redlich meynt, würde sich gewißlich weniger um das Zeitliche kümmern, und sein geistliches
X. Y.: Beschluß des Schreibens aus dem Hohenlohischen in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschlu%C3%9F_des_Schreibens_aus_dem_Hohenlohischen.pdf/23&oldid=- (Version vom 13.9.2022)