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bei ungenauen, undeutlichen oder flüchtigen Handschriften, wo man zuweilen aus einer leicht hingeworfenen oder verzogenen Schriftfigur mehrere Worte zugleich herausbuchstabiren kann, und dann doch das rechte zu treffen hat. Wenn der Setzer ein Wort nicht lesen kann, so lässt er die Stelle offen oder füllt sie nach Gutdünken aus, indem er sich an die Wahrscheinlichkeit hält, der Corrector hingegen muss es erledigen, und auf ihm lastet die Verantwortlichkeit! Manche Manuscripte macht auch die ungenaue Interpunction undeutlich, und wer es weiss, wie oft schon ein einziges fehlendes oder an einer unrechten Stelle stehendes Komma den Satz verdunkelt oder wohl selbst einen anderen Sinn unterzulegen gestattet, der wird zugeben, dass hier die Gabe, das richtige Verständniss zu treffen, das einzige Hülfsmittel ist.

Das wären denn die wesentlichsten Punkte, die bei dem Correcturlesen zu berücksichtigen sind. Sie mögen mit der Bemerkung schliessen, dass, um die Entstehung neuer Fehler in der Correctur zu verhüten, es wesentlich ist, alle Anzeichnungen möglichst deutlich und auf gleicher Linie mit der Zeile zu machen, zu welcher sie gehören. Kommen mehrere Fehler in einer Zeile vor, so ist der Anzeichnungsstrich bei jedem derselben zu verändern und z. B. der erste mit einem blossen , der zweite mit einem , der dritte mit oder , der vierte mit u. s. w. zu versehen. Denn nicht selten ist es der Fall, dass der Corrector da, wo sich die Fehler dicht folgen, einen oder den andern erst bemerkt, nachdem er schon weiter gezeichnet hat, jenen mithin ausser der Reihe nachtragen muss, und nicht immer ist dann der Setzer ohne jene Vorsicht im Stande, zu beurtheilen, wohin jede einzelne Anzeichnung gehört. So aber wird er sich leichter und schneller in die Zeichnungen finden, weniger in Gefahr kommen, dieselben zu verwechseln, und das dennoch etwa Uebersehene wird beim Revidiren leichter aufzufinden sein. – Dass übrigens die Correcturbogen stets einen hinlänglich breiten Rand haben und gut abgezogen sein müssen, versteht sich von selbst.




Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)