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zerstörte ihm diese Welt nicht; nein, alles in ihr bezog er auf den Gott, den er kannte, und sah es in ihm geschützt und bewahrt: „Euer Vater im Himmel ernährt sie.“[WS 1] Die Gleichnisrede ist ihm die Vertrauteste. Unmerklich aber gehen Gleichnis und Teilnahme ineinander über. Er, der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte, spricht doch nicht wie einer, der mit allem gebrochen hat, nicht wie ein heroischer Büßer, nicht wie ein ekstatischer Prophet, sondern wie ein Mann, der Ruhe und Friede hat für seine Seele, und der andere zu erquicken vermag. Er schlägt die gewaltigsten Töne an; er stellt den Menschen vor eine unerbittliche Entscheidung; er läßt ihm keinen Ausweg, und wiederum – das Erschütterndste ist ihm wie selbstverständlich, und er spricht es wie das Selbstverständliche aus; er kleidet es in die Sprache, in der eine Mutter zu ihrem Kinde spricht.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Mt 6,26.
Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Harnack: Das Wesen des Christentums. J. C. Hinrichs, Leipzig 1900, Seite 024. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DasWesenDesChristentums.djvu/028&oldid=- (Version vom 30.6.2018)