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kann sie mir entführt haben, mir und ihrem Verlobten Dama-Schenk, meinem Gehilfen.“

Bei dieser Nachricht fuhr ich erschreckt zusammen, faßte mich aber schnell und erwiderte möglichst ruhig: „Ich kann nicht glauben, was du mir da eben von meinem Freunde erzählst, Sarka-Mana. Woher willst du auch wissen, daß gerade Sahib Kiselowsky das Mädchen fortgebracht hat und irgendwo verbirgt?“

„Ich weiß es, Sahib. Wir Fakire wissen mehr als andere Sterbliche, viel mehr,“ antwortete er ohne jede Prahlerei. „Und auch meine Enkelin werde ich finden, wenn nur erst der Vollmond über meinem Haupte leuchtet. Für den Sahib Freund aber wäre es besser, wenn er Lundja-Mana mir sofort wiedergeben würde, – sofort!“ fügte er mit drohendem Aufblitzen seiner dunklen Fanatikeraugen hinzu. Darauf schlüpfte er ohne jeden weiteren Gruß in das Gestrüpp zurück.

Da mir diese Begegnung jede Freude an der Fortsetzung meines Pirschganges gründlich verdorben hatte, kehrte ich heim, allerdings mit der festen Absicht, Erich noch heute ernstlich ins Gewissen zu reden und zu warnen, mochte daraus auch vielleicht ein völliger Bruch zwischen uns entstehen.

Ich habe meinem Freunde dann wörtlich wiederholt, was der alte Fakir gesprochen hatte, habe ihm vorgestellt, wie gefährlich es gerade in Indien für ihn sei, die Rache eines beleidigten Verwandten und eines betrogenen Verlobten herauszufordern.

Stumm, den Kopf in die Hand gestützt, hörte

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/54&oldid=- (Version vom 30.6.2018)