Seite:Das Auge des Brahma.pdf/84

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sonnenschein. Unsere Arbeiter sollten die über den Felsabhang verteilten Sprenglöcher nachprüfen, ob auch kein Wasser eingedrungen war, und die Zündschnüre und Pulverbahnen erneuern. Als die Arbeiterkolonnen das Lager verlassen hatten, wie immer von einigen Soldaten begleitet, beendete ich erst noch in Ruhe mein Frühstück und machte mich dann selbst auf den Weg nach der Sprengstelle. Mein Kollege Kramer war bereits vorausgeeilt, so daß ich als einiger Nachzügler allein folgte. Als ich gerade um eine Biegung des fertigen Schienenstranges komme und vielleicht noch zweihundert Meter von der mit Dynamit und Pulver gespickten Felspartie entfernt bin, sehe ich mit einem Male einen Hindu mit langem, schwarzem Bart und großer Habichtsnase – unverkennbar Sing-Lana, der Elefanten-Fütterer – mit einer brennenden Fackel hinter einem Busche hervortreten und mit wilden Sätzen mitten unter unsere Arbeiter springen, die sich zum Teil schon auf dem gefährlichen, von Sprenglöchern durchzogenen Boden befanden.

Im Augenblick durchschaue ich die Absicht des Inders und will noch einen Warnungsruf ausstoßen. Zu spät! Ich sehe, wie Sing-Lana mit einem teuflischen Auflachen die Fackel senkt, … ich weiß, was nun erfolgen muß, werfe mich blitzschnell nieder und rolle, öfters hart aufschlagend, den steilen Bahndamm hinab. Gleichzeitig erschüttert ein ungeheurer Krach die Luft, über mir fliegen die Schienen und Schwellen wie Streichhölzer davon, losgerissen von der Gewalt der Explosion; dann saust ein Steinhagel

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/84&oldid=- (Version vom 30.6.2018)