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Hochebene dicht an der Westküste überraschte, zu unerwünschtem Aufenthalt. Eine flache Höhle nahm uns und die Tiere auf. Es regnete, schneite, hagelte, und dennoch kehrte Coy nach drei Stunden mit einem erlegten Guanaco zurück. Es war das vierte, das wir inzwischen geschossen hatten. Die drei ersten kamen auf Joachims Konto. Das war noch mitten im Hochgebirge gewesen. Hochgebirge – denn Santa Ines ist im Grunde nur ein abgetrennter Teil der Kordilleren.

Unsere Lasttiere und die Lämmer waren jetzt völlig zahm. Wir behandelten sie gut, und kein Tier verschließt sich gegen die Freundlichkeit seines Erzfeindes Mensch. Allan hatte unsere vierbeinigen Gefährten längst getauft. Die Lämmer hießen Strupp und Rupp, und die Alten Mary und Fanny. Coy hatte eins der Lämmer schon am dritten Tag schlachten wollen. Aber da war Allan zur Wildkatze geworden. Coy hatte gelacht, und die Tierchen blieben leben, leben wohl heute noch als freie Guanacos auf den Plateaus von Santa Ines.

Vier Tage flotten Marsches, und jetzt zwei Tage Ruhe. Coy gerbte die Guanacofelle. Und am Feuer saßen wir und langweilten uns. Draußen war die Hölle los …

Joachim und Allan spielten Rätselraten. Joachim erfand Knittelverse mit wunderbaren Pointen, und unser Junge lachte fröhlich, wenn er früher als ich die Lösung fand. Mammi und Ponny und Hunde waren vergessen …

Im Hintergrund lagen die Tiere auf Grasstreu, kauten, rülpsten, stanken … Das Feuer qualmte, und die vor den Eingang gespannten Felle knallten im Winddruck.

Aber auch das war Leben, Erleben.

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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)