nie hat schwinden sehen. Dort findet ohne Zweifel eine Art Gletscherbildung statt. Die Atmosphäre des Mars ist fast völlig wolkenfrei und enthält viel weniger Staub als die irdische Luft, die übrigens in der Nähe der Pole recht staubfrei ist (weil da keine große Temperaturgradienten mit darauffolgenden Winden vorkommen, auch zufolge der Wasser- und Schneebedeckung – ähnliches gilt ohne Zweifel für Mars). Die Sonnenwärme dringt also bis zum festen Boden und der belichtete Pol des Mars mit seinen Umgebungen wird die wärmste Gegend des Planeten, besonders da die Bestrahlung doppelt so lange wie auf der Erde dauert und keine merklichen Wassermassen die Wärme aufspeichern. (Die Neigung der Marsachse gegen die Ekliptik ist etwas größer als die Neigung der Erdachse – 27° anstatt 23,6° –, was auch etwas zu diesem Resultat beiträgt.) Der Reif am Pol wird in Wasserdampf verwandelt, der wärmer ist als die Marsoberfläche außerhalb der polaren Gegend.
Eine wahrhafte Destillation des Wasserdampfes beginnt jetzt in der dünnen Marsatmosphäre von dem belichteten Pol zu dem unbelichteten, der der kälteste Punkt vom Mars ist. Bei dieser Destillation streichen die – nach Marsverhältnissen – relativ warmen Wasserdämpfe über die zwischenliegenden Gebiete mit ihren ausgefrorenen Salztümpeln. Diese ziehen gierig das Wasser an, nehmen nach Schiaparelli erst einen tiefroten Ton an und werden nachher blaugrün. Erst taut die Chlorcalciumzone auf, dann die folgenden, bis der See ebenso groß ist wie ein Marsjahr vorher. Neue Wasserdampfmengen werden von dem warmen Pol nachgeliefert – das Auftauen und Wiedererscheinen der
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)