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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

Geschäfte und zog in Gesellschaft eines fremden abgedankten Landsknechts dem Remstal zu. Er soll gegen 40 Gulden bei sich gehabt haben. In Obereßlingen wurden sie noch gesehen. Droben im Eßlinger Wald, in einer Klinge im Zeller Hau, wurde er von seinem Gefährten erschlagen und ausgeraubt. Ein Eßlinger Forstknecht sah den Täter laufen, meinte, er habe Holz gehauen, rief ihn an und blies seinem Gesellen. Da warf der Mann einen Mantel und zwei Säcke, in denen Bücher und Schriften sowie Kleider staken, weg, und entfloh. Zufällig war am Abend des Tags der württembergische Klostervogt Engelhard aus Adelberg in Altbach; ihm meldeten die Forstknechte den Vorfall, worauf der Leichnam in die Klosterscheune zu Zell verbracht und nachher auf Weisung des Oberrats auf dem dortigen Kirchhof an einem Ort, da andere Leute nicht bald gelegt würden, beigesetzt wurde. Die Begräbniskosten samt Botenlohn beliefen sich auf 23 Batzen. Vom Mörder konnte eine genaue Beschreibung gegeben werden; Vogt Engelhard schickte sofort zur Fahndung in die nächsten Flecken; nach reichlich acht Tagen erhielten von Stuttgart aus auch die Untervögte der benachbarten Ämter entsprechende Befehle. Der Mörder wurde nicht beigebracht. Wieder mußten Wollebers Bücher zur Untersuchung nach Stuttgart wandern. Diesmal dauerte es nur ein halbes Jahr, bis die Witwe sie zurückerhielt.

Trotz der Unruhe seines Lebens hat Wolleber eine stattliche Reihe handschriftlicher Werke hinterlassen. Es ist mir gelungen, sechs Werke aufzutreiben, die alle im Original und zum Teil in zahlreichen Abschriften erhalten sind. Ein weiteres Werk, das ihm zugeschrieben wurde, ein württembergisches Landbuch (Cod. hist. fol. 107 der Landesbibliothek), kann schon deshalb nicht von ihm stammen, weil die darin enthaltenen Einwohnerzahlen auf das Ergebnis der Landesvisitation von 1623 zurückgehen. Nicht gefunden habe ich die fränkische Chronik, die er dem Bischof von Würzburg und allem nach auch der Stadt Rothenburg o. T. gewidmet hat. Seine Werke sind vielfach verschieden betitelt; ich wähle die folgenden Bezeichnungen: Historia und Zeitbuch, dasselbe in erweiterter Bearbeitung, Historische Beschreibung, Chronik, Chorographie Württembergs, dazu eine zwischen dem ersten und zweiten württembergischen Band entstandene Geschichte der Staufer.

Das Werk Historia und Zeitbuch, dessen Original in der Großherzogl. Hofbibliothek in Darmstadt (Cod. 104) erhalten und von dem keine Abschrift bekannt ist, ist am 12. November 1579 zu Weiler bei Schorndorf von dem Schreiber David Wolleber dem Herzog Ludwig von Württemberg gewidmet worden; sein Titel ist, wie bei allen Werken des Mannes, fein säuberlich mit roten Buchstaben geschmückt. Es ist vom

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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)