Tisch heran, und Sie können sich unser Erstaunen denken, als wir unter ihnen zwei Bekannte entdeckten, und zwar welche Gegensätze: den Rubinminen-Konzessionär Bartolo und jenen gescheiten Journalisten Dr. Silberstein, den Sie mir einmal als einen der wenigen bezeichnet haben, der seinen Aufenthalt in China zu einem ernsten Studium dieses Landes benutzte. Bartolo kam sofort auf uns zu, ließ unsere Tische aneinander rücken und erzählte uns strahlend, er käme gerade aus London, wo es ihm gelungen sei, ein Syndikat für die Rubinminen in der Provinz Kwangtung zustande zu bringen. »Man reißt sich um die Aktien,« sagte er, »und unsere große Chance ist der Burenkrieg gewesen, denn all die großen Kapitalisten, denen ihre Goldminenaktien jetzt nichts tragen, haben sich mit Enthusiasmus an unserm Unternehmen beteiligt.«
»Ja, glauben die denn, daß die Rubinminen schon sobald einen Ertrag geben werden? « fragte ich und schämte mich meiner geschäftlichen Naivetät, als Bartolo mir mit überlegenem Lächeln antwortete: »O nein, und darauf kommt es ja auch vorläufig noch nicht an. Wir verdienen ja bisher viel mehr an den Kursschwankungen. Unsere Rubinminen-Aktien sind jetzt das große Spekulationspapier! Noch kein Spatenstich gemacht und schon stehen unsere 1 Pfund-Aktien auf 140. Großartig!«
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)