Stündlich verfolge ich nun mit den Gedanken ihren Zug, sehe in der Erinnerung beständig das Land zwischen Tientsin und Peking, wie ich es gerade jetzt vor vier Jahren zuerst erblickte, sehe die wehenden grünen Hirsefelder wieder und den braunen Peiho, auf dem die schwerfälligen Boote, mit großen Segeln besetzt, träge stromaufwärts glitten, den endlosen Windungen des Flusses folgend. Damals gab es noch keine Eisenbahn – heute existiert sie nicht mehr! In Hausbooten reisten wir den Peiho hinauf. Vier Tage dauerte die heiße Fahrt. Und all die Namen, die heute die Zeitungen füllen, Ho-hsi-wu, Pei-tsang, Yang-tsun, vernahmen wir damals zum erstenmal, sahen diese grauen Hüttenflecken, die jetzt geschichtliche Orte geworden, an denen Schlachten geschlagen werden.
Manchmal ist mir, als hörte ich ganz deutlich Ihre Stimme. – Dann geht ein Zittern durch mich, der Atem stockt, die Herzschläge fliegen, und ich schließe die Augen und lausche in namenlosem Glück.
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/249&oldid=- (Version vom 31.7.2018)