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das ihn stören könnte, ihn und sie, die da am Ende der Allee zierlich und nicht zu schnell ihm entgegenkommt, wie eine Rosenwolke. Auch der Sonnenschirm ist zart zu dem Kleide gestimmt. Jetzt kann er ihr Gesicht erkennen, ihr Schelmenlachen, das gewiß seinen beschwingten Rockschößen gilt. Ein glücklicher Uebermuth, eine knabenhafte Ausgelassenheit überfällt ihn.

„Mein Schatz! Mein Rosenlieb!“ jubelt er durch den schweigenden Baumgang, und mit ausgebreiteten Armen fliegt er auf das Mädchen zu, um es fest an sich zu pressen, und nun küssen sie sich, daß ihr der Athem vergeht und sie die Hand hebt, um zu winken: ich kann nicht mehr. „Das war doch endlich mal ein Kuß! Dein Hut verrutscht? Ach, laß ihn doch, ’s ist ja bloß ’n Deckel. Warum bist Du nicht gelaufen? Geht so pomadig, als begegneten wir uns alle Tage! Gradaus? Nein, Schatz, da sitzt Mama und wartet auf uns; aber die nächste halbe Stunde kriegt die uns nicht zu sehen, wie? O, sie sitzt da ausgezeichnet, ein dicker Baum, und daneben ein kühler Brunnen. Prachtvoll, sag’ ich Dir! Nein, keine Sorge um Mama –“

„Aber ich kann doch nicht so allein herumlaufen!“ Toni hat die Augen niedergeschlagen, um ihre Lippen spielt spitzbübisches Zucken, sie athmet schwer.

„Allein? Wenn Du mit mir bist? Mit deinem Mann?“ Er zieht sie an sich.

„Ein Brautpaar – das ist – Mama sagt –“

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)