auch eine Flöhin, die sich aus einem Neubau bemerkbar machte. Im dunkeln Bau brannte ein rotglühender Trockenofen und dort bei dem Arbeiter, der den Ofen bewachte, saß ein Mädchen auf ein paar aufgeschichteten Backsteinen. Das hatte die Flöhin, die Häcksels Flöhin zupfiff, im Nacken sitzen. Der Arbeiter vor dem Ofen hatte eine Teufelsmaske auf seine Stirn hinaufgerückt, so zeigte er zwei Gesichter übereinander. Der Mann war gerade von einem Maskenball in der Nacht auf den Bau gekommen, und seine Tänzerin, die eine „Königin der Nacht“ vorstellte, hatte ihn begleitet. Beide stritten eben, wer von ihnen das meiste seiner Habe zum Pfandhaus getragen habe. Das Mädchen behauptete, sie habe nur noch einen Sonnenschirm bei einer Tante vergessen, den könne sie morgen noch versetzen. Der Arbeiter aber behauptete, das Mädchen habe ihn betrogen, weil sie bei einer Freundin noch ein Bügeleisen verborgen halte, das sie nicht versetzen wolle. Er sagte, er wolle morgen nicht mehr mit ihr zum Tanzen gehen, sie solle sich einen andern Tänzer suchen.
„Ich habe auch noch einen Floh, den ich nicht versetzt habe,“ lachte das Mädchen übermütig
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)