hinter sein Ohr tastend, daß er die Flöhin Zinnoberchen noch nicht verloren hatte, und war zufrieden darüber.
Dann fand Häcksel endlich eine lebhaftere Straße, und da funkelte Licht, und erleuchtete Wagen ohne Pferde surrten heran und jagten vorüber. Und in der nächsten Straße war so viel Licht, als wenn Häcksel einen Schlag mit der Faust ins Auge bekommen hätte und Feuerfunken tanzen sehen könnte. Menschen, Männer und Frauen, Arm in Arm, sich wiegend und lachend und kreischend, kamen herangezogen. Manche hatten weiße, andere rote, andere schwarze Gesichter, und einige hatten besonders große Nasen vom Gesicht abstehen, aber alle grinsten vergnügt. Häcksel hatte niemals ähnliche Menschen gesehen und wurde scheu und ängstlich. Und wie er an ein besonders hellerleuchtetes Haus kam, dachte er, das müsse ein Gasthaus sein. Denn es war ein leuchtendes Schild davor, das glänzte auf und verschwand, und der Wirt, der das Gasthaus besaß, hieß „Kino“.
Der Mann stand in einem langen grünen Rock vor der hellerleuchteten Türe, und viele goldene Knöpfe glänzten an ihm und goldene Tressen.
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)