gezeichneter Schatten und lächelte und war neckisch und sagte dir, da du um eine Antwort am Telephon verlegen warst, daß du absagen müßtest. Der Bursche am Telephon sei fad und nicht klug genug für dich. Du lachtest kurz auf, aber ich fühlte nichts bei diesem Lachen, diesmal nicht den Seufzer, nicht den zitternden Wunsch, dich noch mehr lachen zu hören.
Und wieder an einem andern Sonntag, zu einer andern Nachmittagsteestunde, als ein Freund eures Hauses, ein beweglicher, nicht alter, nicht junger Mann, vor dir hockte und vom Theater plauderte und du in einem Sessel, an die hohe Lehne zurückgedrückt, vor dem Sprecher saßest, da zitterte Schrecken in mir. Denn der Erzähler war ein gewandter Frauenverführer, und er war geistreich, weltlustig und zielte mit seinen Augen auf dich wie ein geübter Revolverschütze auf eine Scheibe. Und wie eine Zielscheibe flach lehntest du, in den Sessel tief zurückgedrückt, an der Sessellehne, und diese deine Stellung war jenem Mann Triumph genug. Und gleich wandte er sich an deine Mutter und machte den Vorschlag, dich mit ihm die Probe eines neuen Stückes besuchen zu lassen, der er beiwohnen wollte.
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/203&oldid=- (Version vom 31.7.2018)