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Russin. „Es kann sogar sein, daß wir auch Schaden nehmen dabei. Denn wo ein Unglückswirbel einsetzt, reißt er auch Fernstehende um. Heute, als Sie schliefen und oben in Ihrem Zimmer krank lagen, spielte Ulrike Boccia hier im Garten mit den italienischen Zollsoldaten. Die Männer bekamen fast eine Schlägerei, denn jeder wollte ihr zuerst den Ball zureichen dürfen. Und auf der Straße, als Ulrike einem Zwerg eine Zigarette schenkte, entriß der andere Zwerg dem ersten das Geschenk und verbarg die Zigarette an seinem Herzen. Der Beraubte zog dann sein Taschenmesser und wollte auf den Rivalen losstechen. Der aber zog auch ein Messer und stach wieder zurück. Und wenn die Soldaten die beiden Krüppel nicht getrennt hätten, würden sie sich in Stücke zerschnitten haben. Ich bin gespannt, wie es morgen wird“, setzte die Russin hinzu. „Der Wirt, der Bürgermeister, hat mir heute schon gesagt, er wolle sich eine deutsche Grammatik anschaffen, damit er Fräulein Ulrike schreiben könne, wenn sie wieder in Deutschland sein würde. Und im Winter wollte er dann eine Reise nach Deutschland machen. Alle sind in Ulrike vernarrt wie die Fliegen in ein Stück Zucker. Sie hat

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/317&oldid=- (Version vom 31.7.2018)