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ein langer Schneckenfühler wieder zu dem Tier zurück.

Mit einem Male hörte ich Geschrei, ein Angstgezirp, ähnlich dem, das die zappelnden Vögel an den Leimruten im Morgen gezirpt hatten. Ich sah mit Entsetzen, daß die Zunge des vorsündflutlichen Tieres jedesmal, wenn sie ein Haus berührte, ein Fenster oder einen Laden eindrückte und sich einen Menschen aus den Zimmern holte, und der Geraubte verschwand angeklebt mit der eingezogenen Zunge im Schnabelrachen des Tieres.

Das Iguanodon, das ich hier sah, war wohl zwanzigmal größer als die Abbildung, die ich einmal in Stein, von einem Bildhauer gearbeitet, in Berlin gesehen hatte. Den Menschen, den die Riesenbestie verschluckte, sah man im langen dünnen Tierhals nicht hinabgleiten, denn der Hautbehang des Halses schien fest und dick zu sein wie Panzerplatten.

Mein Grauen wuchs. Jetzt stürzten unter der Gartentür vom See her in den Garten herein die Weiber, die am Ufer gewaschen hatten, und viel Volk ihnen nach, das vor der Zunge des Tieres flüchtete. Ich fühlte aber, daß ich mich mit den Fußspitzen und meinen Armen in dem Maschennetz der Hängematte verwickelt

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/339&oldid=- (Version vom 31.7.2018)