Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 531.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewähret / von deme die Stadt ihrer Freyheit ist beraubt / geplündert / der gantze Rath / und ein grosser Theil des Adels gefänglich gelegt / hernach in die Moscau geführt / und andere / an ihrer statt / hieher gesetzt worden. Vorgedachter Chytraeus sagt lib. 6. Saxon. p. 167. daß gemeldter Groß-Fürst Basilius, wegen der innerlichen Uneinigkeit / von dem Rath / damit er des gemeinen Volcks Muthwillen stillete / beruffen worden seye / und darüber Anno 1509. diese Stadt in seinen Gewalt gebracht habe. Jodocus Ludovicus Decius lib. 3. de rebus Polon. p. 71. schreibet hievon also: Ann. 1509. in Octobri, Basilius, Moschorum Princeps, Plescoviam, civitatem magnam, et Arcem, per deditionem accepit, eadem urbe patriciis, et Sacerdotibus Graecis, prius blandiciis evocatis, et servatis, dehinc vulgus facilè illi assentit Paulus. Oderbornius, in dem Leben des Großfürsten Johannis Basilidis, des besagten Basilii Sohns / berichtet lib. 3. lit. Y. folgends: Pleskau ist vor Zeiten ein frey Fürstenthumb gewesen / aber Johannes (Basilius) der Moscowiter Hertzog / hat die Geistlichkeit darinne mit Gelt bestochen / damit das gantze Revier in seine Gewalt kriegt / und die Stadt / durch Verrätherey erobert. Hat darnach das Regiment geändert / die Einwohner vertrieben / und mit Ketten gebunden in die Moscau geschickt. Doch damit die Stadt nicht ledig stünde / hat er seine Unterthanen / mit denen er wol stund / dargegen hinein gesetzt. Andere sagen / daß / von obgedachter Zeit an / diese Stadt in der härtisten Dienstbarkeit leben müssen / weilen der gedachte Johannes Basilides noch ein grausamerer Tyrann / als sein Vatter / gewesen; wiewol er sonsten in seiner Stadt Moscau den Evangelischen in ihrer Religion keinen Eintrag gethan. Und bezeuget besagter Oderborn der in Lithauen gewohnt / lit. Dd. ij / daß umbs Jahr 1587. die Teutschen in gemeldter Stadt Moscau / gute zeit gehabt / seyen reich / und vermöglich gewesen / und einen Lutherischen Prediger halten mögen / der ihnen in einer grossen holtzern Kirche offentlich gepredigt habe. Als Anno 1581. die Stadt Pleskau / König Steffan auß Polen / lange Zeit / belagert / hat besagter Großfürst Joh. Basilides, da alle seine Macht angewendet; und sollen über 7000. zu Pferde / und auff die 50. tausend zu Fuß / streitbare Männer / und deß übrigen Volcks auch so viel / in der Stadt gewesen ist. Und obwoln der König die Stadt nicht eroberte; so hat er doch den Tyrannen dahin gebracht / daß er ihme / dem König / alle Ort / so die Moscowiter in Lifland eingenommen / abgetretten / und mit ihme ein beständigen Frieden gemacht hat. Und hätte es der König / etlicher Meynung nach / wol weiter bringen können / wann ihn nicht etliche böse Rathgeber / und Ohrenbläser / verführet hätten. Wer ein mehrers von dieser Stadt zu wissen begehrt / der lese Casparen Ens / in Delic. Apodem. per Germ. p. 310. seqq. der sich auff ein eigene Chronic / so von solcher Stadt / vorhanden / beruffet. Item D. Lorentz Müllers Lifländische Histori lit. C. iiij. und daselbst auch von dem bey einer Meil Wegs von der Stadt gelegenen Closter Pietzschurv. Anno 1646. seynd allhie / zu Plescau durch eine Feuersbrunst / über 700. Häuser / und bey 20. Kirchen / eingeäschert worden.


3. Naugarden / Neugarden / Novogorod Weliki / Novogardia, oder Novogrodum Magnum.

Diese Stadt ligt beym Fluß Wolchow / oder Wolchda / so Fischreich / sub. elev. Poli. 58. 23. viertzig Teutscher Meilen von Narva / 36. von Plescau / und 120. von der Stadt Moscau. Wird / zum Unterscheid anderer diß Nahmens / Groß-Naugarten genandt. Casp. Ens in delic. apodem. per German. p. 316. darff sagen / daß sie grösser als Rom / aber meistentheils hültzerne Gebäw habe. Es seye die Landschafft herumb viel kälter / als die Moscau selber / da gleichsam ein stätiger

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_531.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)