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nicht hervorkonnten. Und dichte Nebelschleier zogen langsam über die Heide. – –

Da kam ein dunkler Schatten mit etwas Blitzendem über der Schulter auf das Haus zu. – Es war Fiete Krey, der so spät noch von Felde kam. – Ein paar Schritte von ihm weg Lisbeth Sootje, das Süßchen; – und sie trippelte auf Jörn zu und bot ihm die kleine Hand.

„’n Tachch, Jörn,“ sagte sie so fein zu ihm, als er ihre Hand hielt. – „Ich komme nu man eben ein bischen snacken, – is Dorchen in? – Sieh mal, ich hab’ mich ein Strickstrumpf mitgebracht, – ach, nu hat sich das Strickzeug verheddert. Laß nachch,“ und: „muß mal klar kriegen,“ sagte sie dann, um sich von ihm loszumachen. –

Jörn kuckte ihr auf das blonde Köpfchen. –

Heintüüt, wollte er zu ihr sagen, Heintüüt; aber er sagte es nicht, er dachte es bloß, – er war ein Uhl! –

Noch oft später im Leben mußte er daran denken, daß er ihr damals nicht Heintüüt gesagt hatte, und auch sie dachte später oft daran zurück, wie sich ihr Strickzeug vertüdert hatte. –

So läßt es Gott oft anders geschehen, als wir hier auf Erden uns vornehmen. –

Jörn strich noch durch die Wiesen, und es lag so kühl in der Luft. – Von weitem drangen über die Felder die Weisen der Spielleute aus der Schenke, bald leise, leise, – bald übermäßig deutlich, – wie es der Abendwind herübertrug. –

Als es an zu regnen fing, lenkte er seine Schritte dem Hofe zu. –

Es war schon so finster geworden, daß man es kaum über den Weg springen sah, wenn ein Pagütz mang das Gras hüpfte. –

Jörn legte seine Kappe ab, als er an den Gesindetisch trat. –

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/048&oldid=- (Version vom 31.7.2018)