energisch kämpfen sollen. – Übrigens, was liegt an diesem unwichtigen Umstande. – – – – – –
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20. Oktober.
Am liebsten hätte ich meine Koffer gepackt und wäre in eine andere Stadt gefahren. –
Schon wieder hat sich die Alte an der Tür zu schaffen gemacht. –
Wieder dieses Geräusch, – diesmal rechts hinter mir. – Derselbe Vorgang wie neulich. – Jetzt sehe ich rechts meinen vergifteten Onkel, und wenn ich das Kinn auf die Brust drücke, – so quasi auf meine Schultern schiele, – alle beide links und rechts. –
Die Beine kann ich nicht sehen. Es scheint mir übrigens, als ob die Gestalt des Richard Erben jetzt mehr hervorgetreten, – näher zu mir gekommen wäre. –
Die Alte muß mir aus dem Hause, – das wird mir immer verdächtiger, – aber ich werde noch einige Wochen ein freundliches Gesicht machen, – damit sie nicht Mißtrauen schöpft. –
Auch das Übersiedeln muß ich noch hinausschieben, es würde den Leuten auffallen, und man kann nicht vorsichtig genug sein. –
Morgen will ich wieder das Wort „Mörder“ ein paar Stunden lang üben, es fängt an, unangenehm auf mich zu wirken, – um mich wieder an den Klang gewöhnen. – – –
Eine merkwürdige Entdeckung habe ich heute gemacht: ich habe mich im Spiegel beobachtet und gesehen, daß ich beim Gehen mehr mit dem Ballen auftrete als früher und daher ein leichtes Schwanken spüre. – Die Redensart vom „festen Auftreten“ scheint einen tiefen, inneren Sinn zu haben, wie überhaupt in den Worten ein psychologisches Geheimnis zu stecken scheint. – Ich werde darauf achten, daß ich wieder mehr auf den Fersen gehe. –
Gott, wenn ich nur nicht immer über Nacht die
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/066&oldid=- (Version vom 31.7.2018)