„Schöne Maske, ich kenne dich,“ hatte er ihr zugenickt und damit große Heiterkeit bei den Nebenstehenden erregt.
„Es ist bestimmt die kleine Marquise X, die intime Freundin der Fürstin,“ meinte ein holländischer Ratsherr, gekleidet im Stile Rembrandts – es könne gar nicht anders sein, jeden Winkel wisse sie im Schlosse, – ihren Reden nach – und vorhin, als mehreren Kavalieren der ‚frostige‘ Einfall gekommen, sich von dem alten Kammerdiener Filzstiefel und Fackeln bringen zu lassen, um draußen im Parke Schneeballen zu werfen, wobei die Fledermaus ausgelassen mitgetollt habe –, hätte er wetten mögen, ein ihm wohlbekanntes Hyazintharmband an ihrem Handgelenk aufblitzen gesehen zu haben.
„Ach, wie interessant,“ mischte sich ein blauer Schmetterling ins Gespräch, – „könnte da nicht Melanchthon vorsichtig ein wenig sondieren, ob Graf Faast, wie es in letzter Zeit den Anschein hat, bei der Fürstin wirklich Hahn im Korbe ist.“
– – „Ich warne dich, Maske, sprich nicht so laut,“ unterbrach ernst der holländische Ratsherr, – „nur gut, daß die Musik den Walzerschluß fortissimo spielte, – vor wenigen Augenblicken noch stand der Prinz hier ganz in der Nähe!“
„Ja, ja, – am besten kein Wort über solche Dinge,“ mischte sich flüsternd ein ägyptischer Anubis ein, – „die Eifersucht dieses Asiaten kennt keine Grenzen; – und es liegt vielleicht mehr Zündstoff im Schlosse aufgehäuft, als wir alle ahnen. – Graf de Faast spielt schon zu lange mit dem Feuer, und wenn Darasche-Koh wüßte. – – –“
Eine rauhe, zottige Figur, ein geschlungenes Knäuel aus Seil darstellend, bahnte sich, – in wilder Flucht vor einem hellenischen Krieger in schimmerndem Waffenschmuck – eine Gasse durch die Gruppe der Masken, die den beiden verständnislos nachsahen, wie sie auf flinken
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)