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24. Der Mann hat durch seine schrankenlose Geschlechtslust, durch Mangel an echter Vernunft in jeder Beziehung und trotz aller Feilheit, mit der er zahllose Spielereien und Vergnügungen gleichsam als Gegengewicht in die Welt gesetzt hat, aus dem Leben eine Jeremiade ohnegleichen, ein furchtbares Prokrustesbett voll grausiger Streckungen, eine Agonie ohne Ende gemacht, die in zwei Schwingungen sich vollzieht, von welchem die eine die Subjekte zu Sklaven der rohesten und gewagtesten Arbeiten degradiert, die genau betrachtet, ganz willkürlich aufgegeben und erfunden worden sind, die andere zu Polypen der üppigsten und unsittlichsten Genüsse stempelt. Statt die Zahl der Heiraten und der gesamten Geschlechtsvermehrung auf das äußerste einzuschränken, tut er immer mehr Motive hinzu, um den kreißenden Ball zu einer Stätte schlimmer als die Hölle zu machen und die Kreatur mit Millionen Fallstricken an ein unseliges Dasein zu fesseln.

25. Auf was aber läuft die gesamte oft in den unsaubersten Farben schillernde Komödie unserer blödsinnigen Halbkultur hinaus? Alles dreht und wendet sich in erster Linie bekanntlich nur um Kleidung, Wohnung und Beförderungsmittel. Die Natur aber hat den Tieren freiwillig die beneidetsten Pelze und das schönste Gefieder zur Bedeckung verliehen, die keiner Mode unterworfen sind. Das Tier trägt wie der Philosoph alles Wichtige bei sich (omnia sua secum portans), setzt sein Wohnhaus oft nur aus wenigen

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Helene von Druskowitz : Pessimistische Kardinalsätze. Herrosé Zimsen Verlag, Wittenberg o. J., Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Pessimistische_Kardinals%C3%A4tze_Druskowitz_Helene_von.djvu/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)