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brennend heißem Sande bestehende Ebene, daß sie in mehrerm Betrachte mit einem Theile des großen Weltmeeres verglichen werden können. So wie es auf diesem an frischem Quellwasser, an allen Nahrungsmitteln fehlt, und der, welcher sich ohne dergleichen auf dasselbe wagt, verhungern und verdursten muß; so ist auch in diesen Wüsten kein Baum, der labende Früchte bietet, kein Tropfen erquickenden Wassers zu finden. Furchtbar treibt der Sturm die Wellen des Oceans, wenn er ihn im tiefsten Grunde bewegt, in die Höhe; und eben so tobt er zu verschiedenen Zeiten des Jahres in diesem Sandmeere, und bewegt es noch schrecklicher für den Wanderer, als dort die Wasserebene. Im Sturme auf dem Meere bleibt noch Hoffnung, sich gerettet zu sehen, beim Sturme in jenen Wüsten schwindet sie aber ganz. Unter ungeheuern Sandbergen, die sich wellenförmig fortbewegen, werden am Ende ganze Karavanen begraben; wo vorher Berge waren, da sieht man nur Ebenen, und wo vorher sich diese ausbreiteten, da sieht man endlich Berge aufgethürmt, die nur eines neuen Orkans warten, um wieder versetzt zu werden. Im Meere giebt es Schlünde und tobende Strudel und Untiefen; auch diese Sandwüsten haben dergleichen, und sie sind dem unvorsichtigen Reisenden oft so gefährlich, als dort dem leichten, zerbrechlichen Fahrzeuge. Nur durch die Magnetnadel, nur durch Hülfe der Gestirne weiß man auf der unermeßlichen Wasserfläche den Weg zum Hafen zu finden; und wie wollte der Wanderer sich aus der Wüste herausarbeiten, wenn ihm nicht diese helfenden Genien vorauseilten? Von Zeit zu Zeit landet der Seefahrer an fruchtbaren Inseln, wo er die Vorräthe ergänzt, für neue Gefahren Muth und Kräfte sammelt und sich von den ausgestandenen Mühseligkeiten erholt. Auch in der Wüste giebt es dergleichen Inseln, Oasen genannt, bewässert von Quellen, die aus kleinen Bergketten entspringen, mit Palmbäumen beschattet, von einem Völkchen bewohnt, das diesen grünen Fleck für die ganze Welt hält. Einige solcher Oasen waren dem grauesten Alterthume bekannt, wie z. B. die, wo Jupiter Ammon verehrt wurde. So wie aber noch jetzt öfters Inseln entdeckt werden, während andere schon von vielen Seefahrern vergeblich aufgesucht wurden, so stößt auch jetzt bisweilen eine Karavane auf eine neue, vorher nie bekannte Oase, oder man sucht umsonst nach solchen, die sonst berühmt waren, je nachdem man vom Wege abkommt, der zur einen oder zur andern führen könnte, und eine neue Richtung einschlagen muß. Die berühmte Oase, wo Jupiter’s Hain stand, ist uns z. B. ganz unbekannt geworden.

Gewisse Winde auf dem großen Weltmeere wehen so beständig, daß sie unter dem Namen der Passatwinde die Abfahrt der Flotten sehr regelmäßig machen. In jenem Sandmeere dienen die Winde nicht zur Beschleunigung der Reisen, sie nützen nie; sie sind nur stets gefährlich, aber ebenfalls ziemlich regelmäßig und von dem, der öfters Reisen durch die Wüsten macht, meist sicher im Voraus aus mancherlei Erfahrungen und Vorzeichen zu bestimmen. Dann rastet die Karavane an dem sichern Orte, wo sie ist, bis der Sturm vorüber brauset und sie nun gefahrlos die Reise fortsetzen kann.

Vor mancherlei gefährlichen Raubthieren muß sich der Seefahrer hüten, die ohne Scheu dem Schiffe folgen und den einzelnen Badenden oder aus dem Fahrzeuge Stürzenden nach dem Leben trachten. In den Wüsten, – wer weiß nicht, wie Löwen und Hyänen und Panther brüllend umherirren, und Jeden, der das Lager der Karavane verlassen wollte, anfallen, ja selbst, vom Hunger gepeinigt, wüthend in die Mitte derselben hineinstürzen und würgen, was und wo sie Beute finden? So sparsam die Kost auf den Schiffen eingetheilt ist, immer wird sie doch gegen die spärliche Provision auf den Reisen in der Wüste das Mahl eines Schwelgers scheinen. Ein wenig Mehl in der hohlen Hand, mit etwas Wasser zusammen gerührt, ein wenig Zwiebel dazu genossen, ist das ganze Abendessen, und muß in der brennendsten Hitze die Kost für den ganzen Tag ausmachen. Wasser auf der See, so kärglich zugemessen, wird doch im Vergleiche mit dem, was hier den Einzelnen zugetheilt wird, eine wahre Verschwendung seyn. Als das französische Heer von St. Acre zurückmarschirte, wurde Jedem eine Feldflasche voll gegeben, die er nun auf einmal leeren, oder für die ganze Reise durch die syrische Wüste aufsparen und eintheilen konnte.

Wie Manches würde sich noch zur Vervollständigung dieser Parallele mittheilen lassen. Schon dieß Wenige zeigt indessen, wie nahe oft Dinge mit einander verwandt sind, welche auf den ersten Anblick fast gar keine Berührungspunkte mit einander zu haben scheinen.




Der Mahagonibaum.

Der Mahagoni (Mahoni, Mahogani) ist ein sehr großer Baum Amerika’s und scheint auf den Erdstrich zwischen den Wendekreisen beschränkt zu seyn, ohne jedoch eine Vorliebe für die dem Äquator am nächsten gelegenen Länder zu zeigen. Man findet Mahagonibäume, deren Stamm nicht weniger als 18 Fuß im Umfange hat, die inwendig vollkommen gesund und von dem schönsten Wachsthume sind. Man bewundert die Größe dieses Riesen der Wälder um so mehr, da er vorzüglich in einem ganz unfruchtbaren Boden zu gedeihen scheint. In den Gebirgen mit blätterigen, gespaltenen Felsen, die sich auflösen, findet man den Mahagoni in Menge; seine langen Wurzeln dringen tief in die Ritzen hinein, wo sie sich ausbreiten, und so dick werden, daß sie die Steine, die sie einkerkern, sprengen und Felsenstürze verursachen; man sieht also, daß selbst der Felsen der fortdauernden und verlängerten Thätigkeit des Gewächses nachgeben muß.

Der Mahagonibaum wächst sehr schnell, und wenn man beim Schlagen dieser Bäume sorgfältiger verführe und diejenigen schonte, welche sich zur Fortpflanzung eignen, so würde man nicht über die Seltenheit und die Theurung dieses Holzes zu klagen Ursache haben, das für unsere Künste einen so hohen Werth hat. Allein man verfährt beim Schlagen dieser Bäume ohne alle Vorsicht; schon vor 1789 lieferten die Wälder von St. Domingo und Jamaika kein Mahagoniholz mehr, und ganz Europa mußte sich aus dem spanischen Amerika damit versorgen. Die Holzhauer verfahren damit eben so wenig ökonomisch, als sie vorsichtig sind; sie roden die Bäume nicht mit den Wurzeln aus, sondern lassen diese in der Erde stecken. Daher geht der ästige Stamm und die starken Wurzeln des Mahagoni für die Verarbeitung dieses Holzes verloren, welche großen Gewinn davon ziehen könnte. Man muß also erwarten, daß das Mahagoniholz immer theuerer werden wird, wenn die Mode der Mahagonigeräthe fortdauert, was wenigstens höchst wahrscheinlich ist. Um sich eine Vorstellung von der Einfuhr dieses Holzes in Europa zu machen, muß man wissen, daß Großbritannien im Jahre 1829 beinahe 24.000 Kubikmeters[1], die ungeheuere


  1. Der Meter beträgt 3 Fuß 111/2 Linie Pariser Maaß.
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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 1. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_04_nr_01.djvu/7&oldid=- (Version vom 29.5.2024)