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Rhododendren, flüsternd winkten und wehten Farren und Gräser es ihr zu: »Hier bist du glücklich gewesen.« – Und als sie einzelne alte Bäume erkannte, bemooste Felsplatten gewahrte, auf denen sie oft gesessen, und noch dieselben Blumen wie einst blühen zu sehen glaubte, da erschien ihr, was doch Jahre zurücklag und wovon sie durch schlimmere Abgründe als Jahre getrennt war, so gegenwärtig, daß sie wähnte, es wieder fassen und an sich pressen zu können. Nur noch ein paar eilende Schritte, das letzte, steilste Stück des Weges hinan und dann würde sie ihn wieder erblicken; am Eingang des Hauses würde er stehen – und es würde alles sein wie einst!

Und nun lag es vor ihr, das letzte Haus. Wie sie es oft im Traume geschaut. Die eine Seite dicht an den Felsen gedrängt, schien es sich fest an ihn zu klammern, um mit weit vorspringendem Dach und Altane hinauszulugen über die bewaldeten Abhänge und die endlose Ebene tief unten. Doch er stand nicht da.

Die Pforte des Gärtchens gähnte weit offen und mußte wohl schon lange so gestanden haben, denn rankendes Gestrüpp hatte Tür und Angeln mit dichten grünen Ketten umwoben. Die Pfade des Gartens waren überwachsen, Rasen und Beete zu einem Feld blühenden Unkrauts geworden. Von allen Seiten drang wuchernde

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/015&oldid=- (Version vom 31.7.2018)