sind ja nur die heiligen Affen!« In seinen Armen war sie dann eingeschlafen und fürchtete sich nicht mehr. – So lebhaft war die Erinnerung, daß sie auch jetzt wieder die Hand unwillkürlich, wie suchend ausstreckte – und wußte doch, daß jene andere Hand sich nie mehr um die ihre schließen würde.
Wie grausam schmerzte es, gerade hier all dessen zu gedenken, das unwiederbringlich verloren! – Kindlich, abgöttisch, voll Bewunderung und grenzenlosem Vertrauen war ihre Liebe gewesen. Sie ahnte ja nicht, daß sie ihn, aus der Fülle ihres eigenen Herzens, mit vielen ihm fremden Eigenschaften ausgestattet hatte, bis daß sie einen durch ihre Einbildung geschaffenen und ganz anderen liebte, als er in Wahrheit war, – ahnte nicht, daß seine unbekümmert sorglose Art, die sie Kraft dünkte, des Leichtsinns Schwäche barg, – sah in ihm den, der sie vor jedem Unheil schützen würde, wähnte, daß ihr bei ihm niemand ein Leid zufügen könne.
Und er selbst war es, der ihr das Schlimmste angetan.
Wie war es nur möglich gewesen – er und jene andere Frau? Heute noch schien es ihr ebenso unfaßlich wie damals in der ersten Stunde, da sie dem Zeugnis der eigenen Augen nicht glauben wollte. Dann waren Zorn und Empörung in ihr aufgeloht, und nur den
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/020&oldid=- (Version vom 31.7.2018)