werden jetzt zu den Festen der Reichen befohlen. Und doch! Was die auch können mögen, die Schlangen hören auf keinen so wie auf mich! Weiß es die Memsahib noch, wie sie mir folgen?«
»Ja,« antwortete sie, »ich weiß es alles noch!«
»Ach, so möge es der Beschützerin der Armen gefallen, noch einmal wie früher zu hören, wie ich die Schlangen rufe!« flehte der Alte.
Aber die Fremde war bei seinen Worten ein seltsam traumhaftes Empfinden gekommen. Sie wollte gehen und vermochte es doch nicht. Ein Bann lag lähmend auf ihr, daß sie bleiben mußte. Auf die fragende Bitte des Gauklers senkte sie zustimmend das Haupt, und dabei war ihr doch, als sei es gar nicht sie selbst, die diese Gebärde gemacht, sondern als geschähe alles unter dem Zwang der geheimnisvollen Macht, die sie schon von jenseits des Ozeans zu unbekanntem Zwecke hierher getrieben hatte.
Nun kauerte auch schon der Gaukler auf dem Boden. Der große graubärtige Affe aber, der bis dahin neben dem traumverlorenen Fakir gehockt hatte, sprang alsbald auf einen tief herabhängenden Ast, von dem aus er mit neugierig spähenden Augen den Bewegungen des Zauberers folgte, als wolle er ihm die Geheimnisse seiner Kunst absehen.
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/029&oldid=- (Version vom 31.7.2018)