Aus den Falten seines gelben Gewandes zog der Gaukler ein seltsames Instrument hervor. Eine kleine Trommel war es, die aus zwei aneinander gehefteten, länglichen Schalen gebildet wurde; glatt und gelblich glänzten diese, einzelne dunklere Striche und Flecken weisend; aus altem Elfenbein schienen sie geformt zu sein. Diese Trommel schwang der Alte auf und ab, so daß ein an einer Schnur von ihr herabhängender Stab bald auf die eine mit Haut bespannte Seite, bald auf die andere schlug. Tuk tik tok – tuk tik tok – so klang es.
Aber nicht wie der Ton anderer Zaubertrommeln dünkte es die Fremde – nein, als klagten darinnen zwei leidvolle Stimmen. Gebannt lauschte sie: was war es nur, das ihr die Stimmen sagen wollten?
Von dem Aste herab reckte der große Affe den Kopf weit vor, und auch die anderen Tiere des Gartens horchten in plötzlicher Spannung auf.
Tuk tik tok!
Nichts regte sich.
Tuk tik tok! rief, dringlicher werdend, die Trommel.
Hatte es nicht irgendwo ganz leis geknistert? War es nicht dort in dem Haufen trockener Blätter? Ja, da raschelte es wieder. Die Blätter zitterten und hoben sich. Etwas schob sich verstohlen unter ihnen entlang. Am Boden war ein Spiel hell aufleuchtender und
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/030&oldid=- (Version vom 31.7.2018)