wieder erlöschender Flecken, zwei stechende Augen blitzten auf: eine lohgelbe Schlange glitt langsam hervor. Und da wand sich auch schon eine andere hinter jenem Baume! Tuk tik tok! – hier kroch noch eine – dort folgten sich zwei, – tuk tik tok! tuk tik tok! Von allen Seiten kamen sie, glatt und glimmergleich gleißend, mit schwarzen Flecken auf dem Geringel der schwefligen Leiber. Und immer wieder rief und rief die Trommel, – die Schlangen mußten folgen. Unwiderstehlicher Gewalt gehorchend, strebten sie auf den Gaukler zu. Im Halbkreis, ganz nahe schon, umgaben sie ihn. Und plötzlich, wie zu gemeinsamem Angriff vorgehend, hoben sie sich alle empor und blähten die dehnbare Halshaut auf, daß sie zu einem breiten, schildartigen Hute anschwoll und der Brille Zeichen, schwarz in fahlgelber Umränderung, darauf erglänzte. Dräuend streckten sie die bösen flachen Köpfe mit den stechenden Augen nach dem uralten Feinde, dem Menschen, züngelten und zischten ihn an mit dem ererbten Hasse zahlloser Schlangengeschlechter. Doch er fuhr fort die Trommel zu schwingen, und immer dichter kam er damit an die bösen flachen Köpfe. Und seine Augen, über die sich nicht ein einzigesmal die Wimpern senkten, starrten unverwandt auf die sprungbereiten Riesenwürmer. Ein wortloser Kampf um Herrschaft war es, der da mit Blicken ausgefochten wurde. Atemlos
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)