all ihren Bewegungen mit tückischen Augen folgte. Als die Höhlung tief genug geworden, legte sie sie mit Farren aus. Dann bettete sie die beiden Schädel behutsam in die kleine grüne Gruft, und als sie dies getan, war ihr, als habe sie da nicht nur diese zwei begraben, sondern als lägen nun auch eigene schwere Last und Unrast mit ihnen zu endlicher Ruhe bestattet. Noch einmal streichelte sie das bleiche Gebein, wie um Abschied zu nehmen; in ihren Augen war dabei ein seltsam ferner Blick, als schaue sie längst Entschwundenes; ihre weichen, sehnsüchtigen Lippen bewegten sich lautlos zu Worten an Unsichtbare. Ein tiefer Frieden kam über sie.
Nachdem sie dann das kleine Grab mit Moos und Erde bedeckt und den Boden ringsum wieder geebnet hatte, erhob sie sich und atmete tief auf, als sei nun endlich vollbracht, wozu sie von weither eine unabweisliche Stimme gerufen.
Mit stillem Antlitz schritt sie davon – erlöst.
Aber kaum war die Fremde verschwunden, da sprang der große graue Affe herab von dem Aste, wo er alles erspäht. Hurtig scharrte er den Boden wieder auf, den jene soeben geglättet hatte; gierig wühlte er darin, daß Erdstücke, Moos und Farren umherflogen unter seinen hastenden haarigen Händen. Und plötzlich blitzten seine Augen auf: er hatte die Trommel gefunden! Wild lachend
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/044&oldid=- (Version vom 31.7.2018)