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begleitend, die im Hof ein finsteres Stübchen bewohnten, über dessen Tür, auf einem Täfelchen, die Worte standen: »Hier kann Musik für Bälle bestellt werden.« In den heißen, überfüllten Maultierbahnen fuhren sie durch die Mais- und Agavenfelder hinaus nach einem der Vororte, die nach Heiligen benannt sind. Dort in San Pedro, San Lucas, San Angel tanzte Soledad auf dem offenen Marktplatz bei Glockengeläut und Böllerschüssen, in einem wahren Regen von bunten Konfetti, die ihr in Kleidern und Haaren hafteten und nachts, wenn sie sich auszog, noch in Menge zu Boden fielen. – So freute sich Soledad der fliehenden Stunden.

Die ältere, verheiratete Schwester hatte zuerst gezankt und dann die Dinge gehen lassen, wie das so üblich ist bei den indolenten Kindern tropischer Länder, denen die Einsicht, daß sich gegen das Verhängnis nicht ankämpfen läßt, im Blute liegt. So kam, was kommen mußte. An einem heißen, sonnendurchflimmerten Tage, wo Soledad in billigem Putze wieder ausgegangen war, kehrte sie nachts nicht heim. Lupe hatte sich nicht sonderlich darob gegrämt, denn es war der durch viele Schwangerschaften früh Gealterten manchmal erschienen, als schiele Eusebio mehr als nötig nach dem zweiten Bett der Kammer, das die schöne Schwägerin mit ihren sich alljährlich mehrenden kleinen Neffen und Nichten

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/051&oldid=- (Version vom 31.7.2018)