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und die Ordnung hergestellt hatte, die nötig, um jene kleinen äußeren Fortschritte zu verwirklichen, die das einzige sind, was überhaupt am Menschenlose gebessert werden kann. Ein starker Mann war endlich erstanden; der kannte der Völker altes Begehren nach berauschenden Worten und ließ dem seinen die Freude, die Freiheit gröhlend zu feiern, schwang selbst die Fahne, läutete die Glocke beim Feste – dahinter aber barg sich die eiserne Faust, die das Volk zwang, Ruhe zu halten und all das Übel geduldig weiter zu tragen, wovon keine Staatsform und keine Religion die Menschen je zu befreien vermag. Denn Befreiung ist nicht von dieser Welt. In ein glückliches Jenseits verlegt sie darum frommer Glaube – andere Weisheit spricht, daß nur völlige Erlöschung des Ichs sie zu bringen vermag.


Leuchtend ging der Tag des Festes auf, alsbald die Welt mit einer Fülle des Lichtes übergießend, die alle Farben auflöste zu einem einzigen großen Flimmern, wie es nur in der unendlich durchsichtigen Höhenluft möglich. Blaßblauem Dunste gleich standen am Horizont die Gebirge, von den beiden schneebedeckten Bergeshäuptern überragt, die uralt waren, als zum erstenmal Menschen das Wort »Freiheit« sprachen.

Seit Tagen waren schon viele Leute von anderen

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/070&oldid=- (Version vom 31.7.2018)