an den leichten Freuden des Daseins die stählerne Kraft vergeudeten und fremdes Siechtum entnervend sich durch ihre Adern schlich, war es, als ob die südliche Sonne in der Königin Herz an jedem neuen Morgen neue Feuer des Wollens entfache. Jeder einzelne Nerv in ihr schien zu erzittern, gespannt bis zu äußerstem Vermögen, als sollten ihre Kräfte sich ins Unendliche steigern, um auszureichen, wo die eines Andern versagten. Und diese Überreiztheit des Tatendranges war auch eine Form der verzehrenden Krankheit, die die Nordländer befällt, wenn sie, im ungleichen Kampfe gegen die geistlähmende tropische Sonne, eigenes Wesen behaupten wollen.
Noch nicht lange weilten der König und die Königin in ihrem neuen Reiche, doch schon waren Unzufriedenheit und Haß gegen die fremde Herrschaft erwacht, und es mehrte sich täglich die Kunde von Aufständen, die an verschiedenen Punkten der Insel ausgebrochen seien. Aus benachbarten freien Ländern, die alles königliche Regiment haßten, erhielten die Aufrührer schon heimliche Unterstützung, und es hieß, daß ihnen von dort bald offen Hilfe geleistet werden würde.
Eben jetzt saß der König in der Versammlung der Alten, zu beraten, was zu tun sei, um die dem neuen Throne drohende Gefahr abzuwenden. Stürmisch hatte
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/083&oldid=- (Version vom 31.7.2018)