Tatsächlichkeit Ziel und Richtung weisen. Unbeweglich der schmale Streifen öden gelben Sandes mit der kahlen, steinigen Küstenkordillere dahinter, unbeweglich auch die schneeigen Gipfel der fernen, höchsten Gebirgskette, die, wie ungeheure Last, auf den starr ragenden Felsen lagern. An jedem Frühmorgen seit Äonen haben sie so dagestanden, die eisigen Riesen, in fahler Bläue, kalt und unabänderlich wie mathematische Formeln – und immer noch liegt ihre nie wechselnde Gegenwart hinter dem verwirrenden Zauber des zitternden Mittagslichtes, wie hinter dem beklemmenden Dunkel der Nächte, die der Schimmer des südlichen Kreuzes nur schwach erhellt. Der Gesetzmäßigkeit gleicht die starre Berglinie und leitet sicher jene, die ihr folgen.
Auf dem Schiffe, das dem Festland entlang durch die Fluten gleitet, fahren viele Leute. Alltäglich ausschauende, gelangweilt dreinblickende Menschen sind es zumeist, die, Karten spielend oder Zigaretten rauchend, in der Hitze auf dem Verdeck herumlungern und die Tage vergähnen. Menschen, die die Dinge sehen und hören, ohne je zu trachten, ihren geheimen Sinn zu deuten.
Doch eine ist auf dem Schiff, die das wechselnde Wellenspiel in seiner Symbolik ewig unfaßbaren Schwankens und Wandelns ebenso versteht wie die
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/150&oldid=- (Version vom 31.7.2018)