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Und endlich hält das Schilf. Rasselnd geht die Ankerkette nieder. Schon steht die Reisende am Fallrepp. Ein Schilfsoffizier geht an ihr vorüber, zieht die Uhr und sagt: »Verspäten Sie sich nicht, wir fahren bald weiter.«

Sie nickt. Weiß ja so gut, daß die Zeit ihr hier immer kurz bemessen scheint – hier, wo sie allen anderen so endlos lange dünkt.

Am Seil ist sie dann vom Dampfer aus in einer offenen Tonne zum Boot hinabgelassen worden, das in der Dünung heftig auf und nieder geht. Von abenteuerlichen Gestalten, die aus Mischungen von Spanier- und Chinesen-, Neger- und Indianerblut zu grotesker Absonderlichkeit entstanden, wird sie dem Lande zugerudert.

Immer deutlicher taucht seine abschreckende Trostlosigkeit auf. Ein Punkt der Welt ist es, der nur die Trennung von Himmel, Wasser und Erde erlebte und an den übrigen Schöpfungstagen vergessen ward. So kahl und unbekleidet, bar jeder verhüllenden Pflanzengewandung.

Knirschend fährt das Boot auf am Strande.

Die Reisende steigt aus.

In unbarmherzig glühendem Sonnenbrande watet sie durch den rieselnden Sand hinan zur Düne. Oben erst gewahrt man, wie weit zurück die vom Schiff aus

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)