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Landhaus war, bis zu ihrem Gatten, der binnen Jahresfrist in einem gewöhnlichen Landjunker, Jäger und Pferdezüchter ausartete - entsprach nichts ihren Hofnungen, nahm nichts die Wendung die sie erwartet, die Richtung die sie gewünscht hatte. Ihr Mann nahm sogleich die Allüren eines eifrigen Landwirths an, bekümmerte sich um Feld und Wald, um Schaafe und Kühe, dachte hauptsächlich an Getreide - und Wollpreise, und schwärmte für keine andre Hoffnung als die: einmal beim Pferderennen zu Berlin mit einem selbstgezogenen Pferde einen Preis zu gewinnen. Anfangs, in ihrem Drang mit dem geliebten Friedrich Schritt zu halten, steigerte sich Aurore zu einem gewaltigen Enthusiasmus für die Angelegenheiten der Milchwirtschaft, der Spinnstube und des Hühnerhofes. Sie glaubte ihrem Mann dadurch ausnehmend zu gefallen, denn ihrer Natur nach hätte sie sich nur so weit es grade nothwendig ist mit diesen Gegenständen beschäftigt, und die Oberaufsicht geführt ohne sich um die Einzelheiten zu bekümmern. Aber weil es ihr ein kleines Opfer kostete, hielt sie es für ihre Pflicht, und sah nun erwartungsvoll ähnlichen kleinen Opfern von ihrem Gatten entgegen. Der hatte nicht die geringste Ahnung weder von ihrer Überwindung noch von ihrer Erwartung. Man muß auch gestehen,

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/022&oldid=- (Version vom 31.7.2018)