„Aber was hat Dich denn aufgehalten?“
„Nichts, gar nichts! ich habe es ganz vergessen und bin weit herum geritten nach dem Bruch“ .… - - und nun folgte eine weitläuftige Beschreibung von Allem was er auf diesem Ritt in agronomischer Hinsicht bemerkt hatte. „Bist Du noch böse, mein Miezchen?“ schloß er.
Böse war sie gar nicht, nur traurig, und auf dem Wege sich unglücklich zu fühlen. Das ist thöricht, wird man sagen. Ganz gewiß. Aber entspringt nicht ein guter Theil des Elends des Menschen aus seiner Thorheit die er nicht als solche erkennt? Tausend Frauen grämen sich in der Art wie Aurora. Sie glaubte ihr Mann liebe sie nicht, weil er einen Spaziergang hatte versäumen können, während er sie von ganzem Herzen lieb hatte - nur freilich in seiner Weise, die durch und durch hausbacken war. Dazu konnte sie sich nicht entschließen. Sie begehrte ein gemeinsames inneres Leben, gemeinschaftliche Theilnahme nicht nur an materiellen, sondern auch an geistigen Interessen, Besprechung andrer Gegenstände als Saat und Ernte, Jagdabentheuer und Rennbahnangelegenheiten. Damit begehrte sie aber Unmögliches von Elsleben. Sein Geist hatte sich nie als der Alltäglichkeit herausbegeben, woher sollte ihm urplötzlich im Schooß eines
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)