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gegen ihn gestimmt; im Gegentheil! sie sehnte sich nach einer Veranlassung um sich recht nach Herzenslust mit Leib und Leben für ihn zu opfern, und dadurch in ihm das flammende, schwärmende Gefühl zu erregen, welches sie Liebe nannte. Es gehörte mit zu ihren Enttäuschungen, daß sich ihrem äußerst schlichten Leben durchaus keine solche Veranlassung finden wollte. Alle Bedingungen zu einem häuslichen Glück waren vorhanden: Jugend, Gesundheit, Vermögen, Neigung. Es gab keine Gelegenheit zu Opfern. Das einzige welches Aurora hätte bringen können wäre das ihrer Phantome gewesen. Aber sie nannte sie Ideale, zu denen sie sich entwickeln, denen sie nachstreben müsse und hielt fest an ihnen.

Im zweiten Jahr gebar sie einen Sohn. Elsleben war glückselig. Aurora hatte bei seinem Jubel ein gemischtes Gefühl von Freude und Schmerz, von Stolz und Demüthigung. Es giebt Frauen die „um ihrer selbst willen“ geliebt sein wollen; die schöne, auch wenn sie häßlich - die kluge, auch wenn sie dumm - die reiche, auch wenn sie arm - die vornehme, auch wenn sie gering wäre. Eine solche Liebe quand même gehörte, wie sich aus ihrem Character von selbst ergiebt, auch zu Aurora's Idealen, und während sie sich auf der einen Seite an

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/029&oldid=- (Version vom 31.7.2018)