dieser Unterhaltung ist, daß eine Jede die Lobeserhebungen, die sie sich Anstands halber nicht selbst geben kann, ihren Kindern ertheilt. Ich aber würde selig sein ein Gespräch zu finden, bei dem ich ein wenig mich selbst und meine Angelegenheiten vergessen könnte. So einseitig wird man, so beschränkt, so kurzsichtig, so intolerant, so kleinlich, so stumpf - und daher so grenzenlos übermüthig, weil man sich mit nichts beschäftigt als mit sich selbst, und das pomphaft: die Pflicht! nennt. Ist es denn wirklich unsre Pflicht uns innerlichst ruiniren zu lassen von diesem ertödtenden Schlendrian, den dürftige Existenzen ersonnen, und armselige nachgeahmt haben? Sollen wir mit unseren vielfachen Fähigkeiten, welche durch unsre Erziehung, angeregt werden, ganz verzichten auf geistigen Verkehr, auf Freude am Wissen und Lernen? Soll dies Streben, das bis zu unserm zwanzigsten Jahr in uns ausgebildet und gepflegt ist und uns zum Lobe gereicht hat, plötzlich ein verkehrtes und überflüssiges sein, von dem wir uns wie von albernen Kinderspielen abzuwenden haben? Oder bin nur grade ich in einer so unglückseligen Lage, daß ich an Allem darbe, was über die materiellen Lebensgenüsse hinausgreift? - Ich sage nicht, meine Cornelia, daß ich unglücklich sei. Nein nein! so
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)