blieb auf unbestimmte Zeit. Als Cornelia das erfuhr sagte sie zu ihm:
„Es freut mich recht, daß unser Ländchen Sie fesselt.“
„Das nun wol nicht!“ entgegnete er mit seiner gewöhnlichen Trockenheit.
„Sie brauchen nicht so auf Ihrer Hut zu sein, erwiderte sie lachend; ich hatte mit unsrer armen Grafschaft keine ewige Fessel im Sinn.
„Schade! schade! o jammerschade! rief er. Eine ewige Fessel mögt ich wol tragen - zum Versuch.“
Sie sah ihn mißtrauisch an und schwieg. Sie liebte nicht jene Art des Gesprächs die auf die Spitze treibt um mit Spott abzubrechen. Da sie aber in ihrem Garten neben ihm spazieren ging, so wollte sie es aus Höflichkeit nicht fallen lassen und sagte:
„Sie sind weit gereist und haben viel gesehen, da ist es erklärlich wenn Manches Sie kalt läßt, was uns entzückt.“
„Und umgekehrt!“
„Auch das begreife ich: Sie haben es entbehrt, vermißt und dadurch seinen Werth erkannt. Aber was überwiegt nun?“
Überwiegen? Gnädigste Gräfin, das ist ein gewichtiges Wort. Vortheile und Nachtheile, auf die
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/074&oldid=- (Version vom 31.7.2018)