rauchte aus seinem langen Jasminholzrohr türkischen Taback. Cornelie saß in einem tiefen Lehnstuhl und tändelte mit dem Kinde. Es war so still, so warm, so heimlich in dem hübschen behaglichen Zimmer! recht ein liebes Bild von traulichem Glück! - Ein Diener trat ein mit Licht und mit zwei Briefen, die beide an Cornelie adressirt waren. Während sie den ihrer Schwester las sagte Eustach:
„Ich hätte vielleicht Ursach mir auf wichtigere Dinge etwas zu gut zu thun - allein ich bin nur wahrhaft stolz auf meinen exquisiten Takt, der mich alle sogenannt freundschaftliche Correspondenzen hat abbrechen lassen. Es ist warlich der größte Unsinn sich über Dasjenige zu freuen oder zu grämen, ja nur es zu glauben, was mir aus einer Entfernung von fünfzig Meilen geschrieben wird; denn - zugegeben daß der Schreiber sich nicht vor mir herausputzt mit tiefen Gefühlen und hohen Gedanken oder anderweitigem Unsinn - zugegeben daß er aufrichtig ist: was, ich bitte Dich! gehen mich denn eigentlich seine Mittheilungen an? Die wahrhaft wichtigen Angelegenheiten des Menschen, daß er geboren wird, heirathet und stirbt, erfährt man durch hübsch ordentlich gedruckte, förmliche Meldebriefe; die dazwischen liegenden Schicksale, ob er im Staat etwas wird, ob er einen Titel, einen Orden, eine Standeserhöhung
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)