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bekommt, erfährt man durch die offiziellen Zeitungen: ist das nicht vollkommen genügend? Worauf beschränken sich also die intimen Correspondenzen? auf Geklätsch über Aeußerlichkeiten und Geträtsch über Innerlichkeiten - was doch im Grunde mauvais genre ist.“

Er sprach, obwol Cornelie las, wie Jemand der gewohnt ist immer ein ofnes Ohr zu finden. Bei seinen letzten Worten lachte sie und sagte:

„Wüßt' ichs nur zu bewerkstelligen, so knüpfte ich ein Dutzend Briefwechsel mit den allerverschiedensten Personen an! Das Bemühen zu verstehen und verstanden zu werden ist eine vortrefliche Uebung für den in seine eigenthümlichen Allüren vertieften und in seine Gewohnheiten abgesperrten Geist; und giebt überdas dem Ausdruck eine Geschmeidigkeit, eine Bündigkeit, durch die wir selbst zur Klarheit über unsre Ansichten und Meinungen kommen. Glaube mir, der fortgesetzte Briefwechsel mit meiner Schwester hat mir in dieser letzten Beziehung sehr gute Dienste gethan. - - Mein Gott!“ rief sie und ließ den zweiten Brief fallen, den sie während sie sprach erbrochen und gelesen hatte.

„Wie Du mich erschreckst!“ rief Eustach, sprang auf, nahm das Blatt und las die wenigen französischen Worte:

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)