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Diese letzten Worte versöhnten Aurora mit den ersten. Sie rief:

„Konntest Du es je anders von mir erwarten? elend sein ist noch nicht verworfen sein.“

„Weißt Du was ich an Deiner Stelle thäte? Nahm Cornelie im scherzenden Ton das Wort; ich ließe mir die Sonette des Hauptmanns in aller Ruhe gefallen - da sie ja doch vielleicht nur poetische Uebungen sind, zu denen Deine Theilnahme ihn ermuntert.

„Ja, wenn Du die Sache nur wie ein Exercitium von Seiten des Hauptmanns, und wie eine Täuschung von meiner Seite betrachtest .… dann verstehst Du mich freilich gar nicht,“ entgegnete Aurora tief verletzt und verschloß ihre kalligraphischen Sonette.

Cornelie wollte begütigen; umsonst! sie sprach von andern Dingen. Am andern Tage erschien der Hauptmann zu dem feierlichen Diner, welches Elsleben seinem Besuch zu Ehren gab, und Cornelie konnte nicht umhin die Erscheinung des Hauptmanns ridikül und seine Prätentionen und Redseligkeit unerträglich zu finden. Gott! dachte sie immerfort ganz heimlich, wie ists möglich daß eine so liebe, hübsche, kluge Person wie Aurore, in eine solche Verirrung der Phantasie gerathen kann.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)