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ohne vor Langweile umzukommen. Wo dies pikante Anziehen und Abstoßen wegfällt, tritt ein insipider Zustand ein, den ich nun einmal nicht ertragen kann – eine torpeur, die mich meiner fünf Sinne, meiner Fähigkeiten, meines Verstandes beraubt. Findest Du mich nicht viel angenehmer wenn ich munter als wenn ich träge bin? – Du willst nicht Ja sagen – aber ich weiß doch Du findest es .… denn warum wärst Du wol in all dieser Zeit so außerordentlich liebenswürdig, funkelnd von Geist und Anmuth gewesen, wenn ich Dir nicht gefallen hätte und wenn Du mir nicht hättest gefallen wollen? Das kleine engourdissement, dies Erbtheil der deutschen Frauen, welches früher Dir anklebte, ist ganz von Dir gewichen und es war mir eine Wonne das bei Dir zu beobachten. Meinst Du denn es mache dem Mann keine Freude zu bemerken, daß seine Frau ihn gefallen will? Es ist ein großes Unglück, daß die Gattin so häufig dies Mittel verschmäht oder versäumt um den Gatten zu fesseln, denn es ist wirksamer als die Liebe .… oder vielmehr: es ist eine graziöse, bezaubernde, holdselige – und keine hochfahrende, pflichtstolze Liebe. Du mußt immer ein wenig eifersüchtig sein, mein Engel, dann bist Du hinreißend – aber nur ein wenig, denn sonst wirst Du mir krank und ich

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/019&oldid=- (Version vom 31.7.2018)