aussprechen. Möge Graf Sambach leben und in Frieden leben! ich gönne ihm alles Gute – nur nicht mein Kind und meine Freiheit.“
„Aber – nur getrennt und nicht geschieden, sind Sie ja nicht frei so lange er lebt, theure Gräfin.“
„Sie meinen nicht frei um einem andern Mann meine Hand zu geben, nicht wahr? - mein lieber Fürst, diese Unfreiheit drückt mich nicht. Den entwürdigenden Zwang wider meine heilige Ueberzeugung handeln, und folglich Erniedrigendes thun und leiden zu müssen – hab' ich von mir gewiesen; die Seele will frei sein. Aber in die irdische Unfreiheit füg' ich mich. Sie ist die Schranke welche überall das Leben – und jedes Leben, bald in dieser, bald in jener Gestalt begrenzt. Sie ist, wenn Sie mir den pedantischen Ausdruck verzeihen wollen, die conditio sine qua non des menschlichen Lebens zwischen Menschen. Sich gegen sie zu empören ist Tollheit oder Sünde. Eine Fessel, lieber Fürst, müssen wir nun einmal bis ins Grab mit uns herumschleppen.“
Es war ihm entsetzlich Cornelie so gefaßt reden zu hören. Er hätte fast gewünscht sie unglücklicher zu finden: dann hätte sie einen Drang nach Veränderung ihrer Lage gehabt; trostlos – nach Ersatz, erbittert – nach Beschwichtigung, niedergedrückt
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)