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Widerspruch dermaßen an, daß ihr Ja ihn sofort zum Nein veranlaßte, und was für sie Weiß war, war für ihn Schwarz. Um die Kinder gab es täglich die heftigsten Szenen. Wie eine Todsünde betrachtete Aurora ihre früheren Wünsche, die in ihren Kindern, namentlich in ihrem ältesten Sohn, nach glänzenden Geistesgaben, nach genialen Anlagen gesucht hatten. Kein Genie sollte Fritzchen werden, sondern ein Kind Gottes, und danach trachten seinem lieben Heiland zu gefallen; während Elsleben behauptete: er solle vor Allem kein pietistischer Kopfhänger werden, und ferner danach trachten den braven, tüchtigen Menschen zu gefallen. Da Elsleben sich in seiner Familie so sehr unbehaglich fühlte, suchte er weit mehr den Umgang seiner Nachbarn und wünschte häufig sie bei sich zu sehen um, wie er sagte, ein vernünftiges Wort zu hören und zu sprechen. Das war nun ein Greuel für Aurora! sie mußte doch die Wirthin machen, das Diner anordnen, mit den Gästen sich unterhalten, mit einem Wust von Weltlichkeit sich befassen, zuweilen sogar auf Elslebens ausdrücklichen Befehl einen Besuch erwidern, zuweilen eine Whisttisch dulden und ihren eigenen Mann spielen sehen!! – Um diese seine vermeintliche Sünde abzubüßen legte sie sich doppelte Gebete, ja Kasteiungen auf: bald fastete sie, bald

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)