ihrer Schwester zuflüsterte: „Wenn er man nicht in ’n offnen Boot“ – sie sah noch, wie Rike ihm die Hand auf den Mund drückte, dann drehte sich die Stube um sie, und alles ward weiß und öde vor ihren Augen, und sie hörte nichts mehr. –
Sie erwachte an einem lauten Gemurmel und fand sich verwundert in ihrem Bette liegen; aber sie war in vollen Kleidern, nur ohne Schuhe. Es war dunkel in der Kammer, bis auf einen rötlichen Lichtstreifen, der durch die angelehnte Tür fiel. Als sie sich aufrichtete, fühlte sie neben sich auf dem Kopfkissen einen zottigen Klumpen, und plötzlich fuhr ihr eine feuchtheiße Liebkosung über die tastenden Hände. Ach, der gute Pudel! Wie heftig sie ihn an sich preßte! Denn mit dem Erwachen war auch die Angst wieder da und drückte ihr wie ein Steinblock auf der Brust den Atem weg. Was gab es da drinnen? Eine fremde Stimme? Sie bemeisterte ihre Schwäche und stand mit zwei unhörbaren Schritten, blaß wie ein Geist und ohne recht zu sehen, auf der Schwelle des hellen Wohnzimmers.
Es war voller Menschen, so schien es ihr, und sie schrieen auf und sprangen ihr entgegen, und Rike sagte: „Gott sei Dank, sie hat ausgeschlafen,“ und zwei treue starke Arme legten sich um ihre Schultern und führten sie zu einem Stuhle, und es war Johanns Stimme, die ihr freundlich verlegen zuflüsterte: „Ja,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/026&oldid=- (Version vom 31.7.2018)