Hannchen, nu schilt man nich, wir sind rübergerudert.“
Da stand er, heil und gesund.
Sie weinte still vor Freude und hielt seine Hand fest, als wolle er gleich wieder fort.
„Wärst lieber morgen früh mit dem Dampfboot gekommen!“ sagte Fritz.
„Ich sollt ja um acht wieder zu Haus sein,“ lächelte Johann – „nee, bis morgen früh zu warten, das wollt ich euch nicht zumuten; wir setzten uns also in ne Jolle, der Herr da und ich“ – –
Hannchen blickte auf und in ein unbekanntes Gesicht; sie hatte bis dahin nur Johann gesehen. Der Fremde schien sie aufmerksam zu betrachten.
„Herr Tewes, Hannchen,“ sagte Rike vorstellend.
Hannchen blickte errötend nach ihren Füßen, die ohne Schuhe waren, aber der Kleidersaum verdeckte sie; dann sah sie den Fremden noch einmal an und fand, daß er recht hübsch und freundlich ausschaue mit seinem graugemischten Haar über den lebhaften dunklen Augen und der militärisch aufrechten Haltung.
„Und Sie waren zusammen im Boot?“ fragte sie, zwischen ihm und Johann hin- und herblickend.
„Es hätte schief gehen können!“ warf Fritz ein.
„Und es jing auch schief, nämlich die Jondel,“ lachte der Fremde, „denn wir hatten janz und jar nich auf diesen Sturm jerechnet. Und wie denn das
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)