„Natürlich,“ sagten die beiden erfreut und rückten ihr Nähzeug zusammen; „da steht bloß noch Herrn Sottje seine Untertasse auf der Erde, nimm sie auf, Hannchen, er könnt hineintreten – so!“
Es klopfte schon, und der Mobilienhändler, unterwärts schwarze Trauer, oben aber lauter weiße Wäsche und Lebenslust, dienerte herein. Er war gerade in der Nähe gewesen und hatte sich das Vergnügen nicht versagen können.
„O, ganz auf unsrer Seite,“ meinte Rike, flüsterte Hannchen eine Kaffeeanweisung ins Ohr und fragte nach dem Befinden.
Tewes sah dem blaßgrauen Kleide nach, das eben durch die Tür verschwand und sagte, halb zu Rike, halb für sich: „Habe nich leicht so was jesehn, von anjenehmes Wesen – janz wie die Selige!“
„Ja, unser Hannchen,“ begann Rike im Ton der Bewunderung, brach aber ab, denn die stille, schlanke Gestalt in dem blaßgrauen Kleide war schon wieder eingetreten und stellte ihr Kaffeebrett mit aufmunterndem Lächeln vor den Besucher hin.
Die Brüder gingen ab und zu; der Gast blieb bei den Schwestern sitzen und erzählte und hörte mit gleicher Bereitwilligkeit. Aber meistens erzählte er. Die „Selige“ erschien noch mehrmals und nie, ohne einen feuchten Zoll von Herrn Tewes’ Äugelein zu verlangen. Er war aus Neustrelitz, ja, aber schon
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/033&oldid=- (Version vom 31.7.2018)