„Ja, wenn man’s so nehmen will, haben Sie ja recht,“ sagte Fritz, »aber diese Linde hier – –“
Tewes setzte eine rechthaberische Miene auf: »Ick bin jelernter Drechsler, da werde ick das doch woll verstehen. Is Fräulein Hannchen nicht recht wohl heute?“
Lustig knallte Karl Müller die schöne Straße entlang mit ihren stattlichen, im Grün der großen Gärten versteckten Landhäusern; das Gespräch im Wagen war etwas träge geworden. Aber dann war Ritschers Garten erreicht, und es gab wieder ein ermunterndes Aussteigen. Es war an diesem Morgen menschenleer auf den breiten schattigen Terrassen; nur in einem Gebüsch an der Elbe unten saß ein langer, kränklich aussehender Mann vor einem einsamen Glase Bier. Als ihm der sauber gewaschene Dickelitje prüfend um die Stiefel schnupperte, zog er die Beine mit einem entsetzlichen Schreckensschrei an sich und legte sie vor sich auf den Tisch.
Rike rief ihren Liebling herbei und nahm ihn mit gekränkter mütterlicher Miene auf den Arm.
„Sie sind wohl auch kein Freund von so Viehzeug?“ fragte Tewes, leutselig an dem Tische des Fremden stehen bleibend.
„Ich traue keinem, er könnte ja toll sein,“ sagte der kränkliche Mann mit argwöhnischen Blicken auf den weißen Pudel.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/049&oldid=- (Version vom 31.7.2018)